Der unverzichtbare Leitfaden zum Testen von Diamanten mit dem Diamond Selector II
Für Juweliere, Pfandleiher und Verbraucher ist die Überprüfung der Echtheit eines Diamanten der erste Schritt bei jeder Transaktion. Obwohl es viele Möglichkeiten gibt, einen Edelstein zu untersuchen, ist der Industriestandard seit Jahrzehnten der Diamond Selector II. Er ist erschwinglich, tragbar und präzise – aber nur, wenn er richtig verwendet wird.
Viele Benutzer glauben fälschlicherweise, dass das einfache Einschalten des Geräts und das Berühren eines Steins zu einem perfekten Ergebnis führen. In Wirklichkeit ist der Diamond Selector II ein wissenschaftliches Instrument, das kalibriert werden muss. Wenn die Empfindlichkeit zu hoch eingestellt ist, könnte ein Stück Glas als Diamant registriert werden. Ist sie zu niedrig eingestellt, wird ein echter Diamant möglicherweise nicht erkannt. Dieser Leitfaden erklärt genau, wie die Technologie funktioniert und wie Sie die Kalibrierung des Diamond Selector II meistern.
So funktioniert der Diamond Selector II
Um das Werkzeug effektiv nutzen zu können, müssen Sie verstehen, was es tatsächlich misst. Der Diamond Selector II ist ein Wärmeleitfähigkeitsprüfgerät.
Diamanten besitzen eine einzigartige physikalische Eigenschaft: Sie leiten Wärme schneller als fast jedes andere Material auf der Erde. Wenn die Sonde des Prüfgeräts einen Edelstein berührt, versucht sie, Wärme in den Stein zu übertragen.
- Echter Diamant: Die Wärme wird sofort übertragen. Das Prüfgerät erkennt diesen schnellen Wärmeverlust und signalisiert ein positives Ergebnis.
- Simulationen (CZ, Glas usw.): Dies sind Wärmeisolatoren. Die Wärme bleibt an der Spitze der Sonde. Das Prüfgerät erkennt keinen Wärmeverlust und signalisiert ein negatives Ergebnis.
Entscheidender Schritt: Kalibrierung und Empfindlichkeit
Dies ist der häufigste Fehlerpunkt für neue Benutzer. Der Einstellknopf „Volume/Switch“ an der Seite des Geräts dient nicht nur der Lautstärke; er steuert die Empfindlichkeit der Sonde basierend auf zwei Faktoren: der Größe des Steins und der Raumtemperatur.
Wenn Sie den Drehknopf ganz aufdrehen, wird die Sonde überempfindlich. Sie kann Ihre eigene Körperwärme oder die Umgebungsluft als positives Signal registrieren, was zu falsch-positiven Ergebnissen bei gefälschten Steinen führen kann. Beachten Sie diese Faustregel für die „Level Meter“ (die grünen Lichter), bevor Sie testen:
Die Goldene Regel der Kalibrierung
Sie müssen die anfängliche Anzahl der leuchtenden grünen Balken einstellen, bevor Sie den Stein berühren.
- Große Steine (über 0,60 ct): Diese sind einfacher abzulesen. Drehen Sie die Empfindlichkeit HERUNTER. Sie sollten vor dem Testen nur 2 oder 3 grüne Balken leuchten sehen.
- Kleine Steine (0,05 ct – 0,50 ct): Diese sind schwieriger abzulesen. Drehen Sie die Empfindlichkeit HOCH. Sie sollten 4 bis 6 grüne Balken leuchten sehen.
- Temperaturausgleich: Wenn der Raum sehr kalt ist, drehen Sie die Empfindlichkeit leicht hoch (ein zusätzlicher Balken). Wenn der Raum heiß ist, drehen Sie sie herunter.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: So verwenden Sie den Diamond Selector II
Nachdem Sie eine frische 9V-Batterie eingesetzt und 30 Sekunden gewartet haben, bis die „Lamp on Ready“-Leuchte aufleuchtet, befolgen Sie genau dieses Verfahren:
- Reinigen Sie den Stein:
Dies ist nicht optional. Fett, Make-up oder Fingeröle auf dem Diamanten können als Isolator wirken und die Wärmeübertragung blockieren. Wischen Sie den Stein vor dem Testen kräftig mit einem Tuch ab.
- Der „Erdungs“-Griff (Entscheidend):
Auf der Rückseite des Diamond Selector II befindet sich ein Metallstreifen, die sogenannte elektrisch leitfähige Platte (Electricity Conductive Panel). Sie müssen diese Platte mit Ihrer bloßen Haut (Fingern) berühren, während Sie das Gerät halten. Dadurch wird der elektrische Kreislauf abgeschlossen, der für die „Metal Alert“-Funktion erforderlich ist. Wenn Sie Handschuhe tragen oder diese Platte nicht berühren, ertönt das Gerät nicht, falls Sie versehentlich die Metalleinfassung des Rings berühren.
- Positionieren Sie die Sonde:
Entfernen Sie die Schutzkappe. Halten Sie die Sondenspitze in einem strikten 90-Grad-Winkel (senkrecht) zur Tafel oder Facette des Edelsteins. Nähern Sie sich nicht schräg, da Sie sonst riskieren, die Metallzinken zu berühren oder ein ungenaues Ergebnis zu erhalten.
- Führen Sie den Test durch:
Berühren Sie die Spitze vorsichtig mit dem Stein. Sie müssen nicht fest drücken; leichte Berührung ist ausreichend. Beobachten Sie die Leuchten der Pegelanzeige.
- Interpretieren Sie die Ergebnisse:
- Diamant: Die LEDs steigen aus der grünen Zone in die rote Zone, begleitet von einem rhythmischen Piep-Piep-Piep.
- Simulation (CZ/Glas): Die LEDs steigen möglicherweise leicht an, bleiben aber in der grün/gelben Zone. Es ertönt kein Ton.
- Metallalarm: Ein kontinuierliches Summen signalisiert, dass Sie die Metalleinfassung und nicht den Stein berührt haben. Positionieren Sie die Sonde neu und versuchen Sie es erneut.
Testen loser Steine
Wenn Sie einen losen Diamanten testen (der nicht in einem Ring gefasst ist), können Sie ihn nicht mit den Fingern halten, da Ihre Körperwärme die Ergebnisse verfälschen würde. Legen Sie den losen Stein in die metallene „Vertiefung“ der mitgelieferten Testplattform. Halten Sie die Kunststoffplattform mit einer Hand fest (um sie zu stabilisieren) und testen Sie mit der anderen.
Einschränkungen und Nuancen
Obwohl der Diamond Selector II das Arbeitstier der Branche ist, ist es wichtig zu wissen, was er kann und was nicht.
- Das Moissanit-Problem: Synthetischer Moissanit leitet Wärme sehr ähnlich wie Diamant. Ein Standard-Wärmeprüfgerät wie der Diamond Selector II wird Moissanit oft als Diamanten identifizieren. Um diese zu unterscheiden, müssen Sie mit einer Lupe auf Doppelbrechung prüfen oder einen „Multi-Tester“ verwenden, der auch die elektrische Leitfähigkeit überprüft.
- Schwarze Diamanten: Schwarze Diamanten sind leitfähig, aber sie sind voller Einschlüsse (Graphit), die elektrisch leitfähig sind. Manchmal löst ein schwarzer Diamant den „Metal Alert“-Summer aus, weil der Graphit die Elektrizität von der Sondenspitze leitet! Das Testen von schwarzen Diamanten erfordert Geduld und das Auffinden einer sauberen Stelle auf der Oberfläche.
- Batteriezustand: Wenn die Lichter beim Piepen des Geräts schwächer werden, ist Ihre Batterie schwach. Eine schwache Batterie senkt die Spannung zum Sondenerhitzer, was zu ungenauen Ergebnissen führen kann. Wechseln Sie die Batterie häufig.
Wann Sie eine professionelle Bewertung einholen sollten
Der Diamond Selector II ist ein ausgezeichnetes Screening-Tool. Er sagt Ihnen sofort, ob es sich bei einem Stein um Glas oder CZ handelt. Aufgrund der Existenz von Moissanit und im Labor gezüchteten Diamanten (die mit diesem Gerät genau wie aus der Erde gewonnene Diamanten getestet werden) ist ein positives Ergebnis jedoch nicht das letzte Wort für hochwertige Artikel. Für einen definitiven Herkunftsnachweis oder Wert konsultieren Sie immer einen zertifizierten Gemmologen.
Fazit
Der Diamond Selector II ist in den richtigen Händen ein leistungsstarkes Werkzeug. Indem Sie verstehen, dass er Wärmeübertragung erkennt, und indem Sie die Notwendigkeit einer ordnungsgemäßen Kalibrierung und des „Erdungs“-Griffs respektieren, können Sie 90 % der gefälschten Steine auf dem Markt sofort herausfiltern. Behandeln Sie ihn als Präzisionsinstrument, halten Sie die Sondenspitze sauber, und er wird Ihnen jahrelang zuverlässig dienen.



